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Call für Projektvorstellungen

Jeder Erziehungs- oder Sozialisationsprozess beinhaltet Vorstellungen über Gelingen und Misslingen und kommt ohne normative Setzungen nicht aus. Im Sinne eines aufgeklärten pädagogischen Denkens und Handelns ist diese implizite und explizite Normativität zu reflektieren. An Stelle einer sensiblen Auseinandersetzung ist jedoch vielmehr das Prinzip der Normativität (in) der Pädagogik gänzlich unerwünscht und werden Normative gar verleugnet. Es stellt sich daher die Frage, wie eine Reflexion der für die Pädagogik konstitutiven Normativität sowohl auf der theoretischen Ebene als auch in der Praxis gelingen kann. Im Rahmen der Tagung werden diese und weitere Fragen im Kontext historisch-systematischer Pädagogik sowie aus der Perspektive aktueller Ansätze der Bildungsforschung, der Bildungspolitik und der Bildungsmedien sowie der Werte- bzw. Werterziehung thematisiert.

 

Mögliche Perspektiven der historisch-systematischen Pädagogik:
In bildungstheoretischer Hinsicht erweist sich die reflexive Auseinandersetzung mit unverzichtbaren Normen geradezu als unerlässlich. Dies muss geschehen, um den Herausforderungen durch anzutreffende Normen zu begegnen und zu verantwortbarem Denken und Handeln zu gelangen. Welche konzeptionellen Grundlegungen von Normativität in der Pädagogik sind dafür notwendig? Inwiefern erweisen sich diese selbst wiederum als normativ?

Mögliche Perspektiven der Bildungsforschung:

In aktuellen Debatten innerhalb der Bildungsforschung wird das Erreichen von Normen, beispielsweise als Standards, diskutiert. In die Prozesse der vorangegangenen Setzungen wird allerdings kein Einblick gewährt, ein Problem, welches ebenso qualitative Forschung betrifft. Wie könnte eine gelungene Selbstreflexion impliziter Normativität aussehen? Welche Reflexionsmöglichkeiten der eigenen Forschungspraxis stehen uns zur Verfügung?

Mögliche Perspektiven der Bildungspolitik:

In bildungspolitischer Perspektive bestimmen unumgehbare Normen in Form von Qualitätsmanagement und Zertifizierungen die professionelle pädagogische Handlungspraxis. Oft gewinnt man den Eindruck eines vorauseilenden Gehorsams, ohne dass die unterschiedlichen Logiken pädagogischer und politischer Praxis hinreichtend mitgedacht werden. Kann es gewinnbringend sein, nach einer neuen Verhältnisbestimmung von Pädagogik und Politk zu suchen, in der aktuelle Herausforderungen ernst genommen und gewendet werden können?

Mögliche Perspektiven der Bildungsmedien:

Die Verständigung über Normen und Werte setzt auch den Gebrauch von Medien voraus. Dabei hinterlassen Medien Spuren, die in kulturell geprägten Wert- und Normvorstellungen aufgefunden werden können. Wie können diese Vorstellungen reflektiert werden? Inwiefern ist die Pädagogik als Wissenschaft von solchen Vorstellungen betroffen? Können diese Vorstellungen aktiv angeeignet werden?

Mögliche Perspektiven der Wert(e)erziehung:

Werte sind selbstverständlicher Bestandteil der Erziehung. Aber warum und wie soll auf Werte erzogen werden? Wie kann die Pädagogik damit umgehen, dass Werte überhaupt erst normativ akzeptiert werden müssen, um auf sie zu erziehen? Kann überhaupt eine verbindliche Werteerziehung erfolgen oder ist nüchtern betrachtet lediglich eine solide Sozialerziehung möglich? Wie lässt sich eine Werterziehung als Erziehung zum Werten in einen pädagogischen Gesamtzusammenhang argumentativ einordnen?

Wir laden dazu ein, Qualifikationsarbeiten und Projekte in den genannten Themenfeldern zu präsentieren. Diese Arbeitsphasen sind für die Diskussion von Projekt- und Qualifikationsarbeiten gedacht, in denen einer der Vortragenden als Diskussionspartner zur Verfügung steht. Für die Präsentation werden 15 Minuten zur Verfügung stehen, es schließen Austausch und Diskussion von etwa 45 Minuten an. 

Das Abstract für eine beabsichtigte Präsentation soll einen Umfang von 800 Worten nicht überschreiten. Die Deadline für das Einreichen von Abstracts ist der 6. Juli 2012. Alle Einsendungen gehen bitte an normativitaet.biwi[at]univie.ac.at


Institut für Bildungswissenschaft
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Theorie und Empirie der Bildung und Erziehung
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